Trauen Sie sich!

Pfarrkonferenz thematisiert die „Demenzsensible Gemeinde“

Eindrücklich: Thomas Borggrefe im Theaterstück „Dachstube“

Kreis Lippe/Bad Salzuflen. Wie können Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen selbstverständlich in das Leben der Kirchengemeinden integriert werden? Etwa 80 Pfarrerinnen und Pfarrer der Lippischen Landeskirche haben sich im Gemeindehaus der ev.-ref. Kirchengemeinde Bad Salzuflen mit dem Thema „Demenzsensible Gemeinde“ beschäftigt.


„Viele Menschen haben demenzkranke Angehörige und müssen erleben, wie sich die Perspektive verändert“, so Landessuperintendent Dietmar Arends in seiner Andacht: „Wir hören die Erzählungen aus der Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis, von den Kolleginnen und Kollegen“. Er wünsche sich, dass wie der Beter in Psalm 63, der über Gott sage „Meine Seele hängt an Dir; deine rechte Hand hält mich“, jeder seinen persönlichen Asyl- und Zufluchtsort erfahre.
Eindrücklich brachte der in den Niederlanden lebende Schauspieler und Seelsorger Thomas Borggrefe den Pfarrerinnen und Pfarrer das Thema Demenz in dem Ein-Mann-Theaterstück „Dachstube“ nahe. Borggrefe vermittelte Szenen eines an Demenz erkrankten Dirigenten, die tief berührten – durch seine Präsenz, seine Mimik und die Kraft der Musik.
„Ich bin sehr froh über ihr Thema „Demenzsensible Gemeinde“, sagte er im anschließenden Austausch. Die Botschaft der Kirchengemeinden müsse sein: „Wir sind für Sie da, auch wenn Sie diese Krankheit haben“.
Wie das aussehen kann, verdeutlichte Fachreferentin Antje Koehler (Köln) in ihrem Vortrag „Vergesslich, aber nicht vergessen“ – Wertschätzende Teilhabe von Menschen mit Demenz in einer Kirchengemeinde.
Viele Menschen zögen sich aus Angst und Unsicherheit zurück. Angehörige hätten Angst, Situationen nicht mehr kontrollieren zu können. Aber auch Pfarrer seien sich nicht immer sicher im Umgang mit Demenzkranken. Dabei litten Menschen manchmal mehr unter der Isolation als an den Symptomen ihrer Erkrankung. Es brauche das Signal: „Trauen Sie sich!“, so Koehler: „Eine wertschätzende und akzeptierende Grundhaltung ist oft wichtiger als das richtige Wort“. Kleine Schritte könnten dabei helfen und seien wichtiger als große Projekte: Der Austausch über das Thema im Kirchenvorstand zum Beispiel, ein Informationsartikel im Gemeindebrief, eine Liste mit hilfreichen Kontaktadressen im Gemeindebüro, ein Vortrag oder ein Film beim Gemeindefrühstück. Teilhabe und Gemeinschaft könnten über Gottesdienste für Menschen mit und ohne Demenz oder offene Singkreise erreicht werden. Antje Koehler: „Menschen mit einer Demenz sind nicht notwendige Aufgabe einer Kirchengemeinde. Sie sind Kirche – mit ihrer Demenz.“

16.05.2018