Armut ist weiblich. v.l. Mit Stefanie Rieke-Kochsiek, Neliswa Nabani, Emmrencia Necke, Sabine Hartmann, Jessica Keitel und Christa Kaletsch (beide Partnerschaftsforum Südafrika)

Am Ende des Tunnels ist Licht

Ein Abend über Armut und Hoffnung von Frauen in Südafrika

Detmold. Armut in Südafrika ist weiblich und schwarz. Der Gegensatz zwischen Arm und Reich hat sich während der Pandemie verstärkt. Neliswa Nabani aus Südafrika, die in Projekten zur Frauenförderung arbeitet und bei der Südafrikahilfe in Ratingen sowie im Eine-Welt-Forum Düsseldorf tätig ist, informierte in der Pauluskirche in Detmold über die aktuelle Situation ihrer Heimat. Sie nahm die Herausforderungen der geschlechtsspezifischen Armut und Gewalt in den Blick und zeigte Lösungsansätze.

Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen der Lippischen Landeskirche, und Pfarrerin Stefanie Rieke-Kochsiek, landeskirchliche Südafrika-Beauftragte, begrüßten die Gäste zum Abend unter der Überschrift „Armut ist weiblich“ in der Reihe „Lippe und die Welt“. Eingeladen hatten das Partnerschaftsforum Südafrika und das Referat Diakonie und Ökumene der Lippischen Landeskirche mit der ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-West.

Die in Herford lebende Namibierin Emmrencia Necke umrahmte den Abend musikalisch und ließ mit temperamentvollen Liedern den Spirit des südlichen Afrikas aufleben. Der Eine-Welt-Ladens Alavanyo bot landestypische Waren und Getränke an.

Ingenieurin und Business Managerin Neliswa Nabani hielt ihr Impulsreferat auf Englisch, das Sabine Hartmann und Stefanie Rieke-Kochsiek übersetzten: „Frauen in Südafrika sind aufgrund des Klimawandels 14-mal häufiger von Armut betroffen als Männer und machen 80 Prozent der durch den Klimawandel vertriebenen Menschen aus. Sie erhalten schlechtere Bildung und tragen größere Gesundheitsrisiken. 71 Prozent der afrikanischen Frauen in Südafrika leben unterhalb der Armutsgrenze“, erläuterte Nabani. Die Arbeitsmärkte seien häufig nach Geschlechtern getrennt und Frauen seien oft in schlechter bezahlten und unsicheren Berufen tätig. Die Hautfarbe bestimme die Armutsgrenze, denn nur 2,1 Prozent der Weißen aber 57 Prozent der Afrikaner seien arm. Trotz der Bemühungen der Regierung, rassistische und geschlechtsspezifische Armut zu beseitigen, sei Armut in Südafrika überwiegend schwarz und weiblich.

Statistiken des Global Gender Gap Report zeigten jedoch, dass sich die Situation langsam verbessere. Entschlossenes Engagement sei nötig, um die Frauenförderung in Südafrika zu beschleunigen. Meinungsfreiheit und Einbeziehung von Frauen in der Gesetzgebung seien notwendig. Armutsbekämpfung sei ein Entwicklungsziel der UN und stärke das persönliche Selbstbewusstsein.

Nabani berichtete auch von der Kleinstadt „Tumahole“, in der junge Menschen täglich ums Überleben kämpfen. „Ein Drittel der jungen Mädchen wächst ohne Eltern auf und verkehrt für Geld mit älteren Sugardaddys.“ Angesichts vieler Teenager-Schwangerschaften seien Verhütungs- und Hygienemittel nötig. Unter den strengen COVID-Vorschriften hätten besonders arme Kommunen gelitten. „Menschen lebten zusammengepfercht in kleinen Hütten und konnten wegen der Ausgangssperre nicht zum Einkaufen gehen. Viele Frauen verloren ihre Arbeit und konnten sich keine Hygienemittel mehr kaufen.“ Nabani begann daraufhin, Geld für Hygienemittel zu kaufen und verteilte diese an junge Mädchen und Frauen, die sich den Kauf der Mittel nicht leisten konnten.

Die geschlechtsspezifische Gewalt sei gerade in der Pandemie sehr angestiegen. „Jeden Tag hörte man von einer Frau, die vergewaltigt oder getötet wurde.“ Nach dem Lockdown hat Nabani eine Frauengruppe gegründet, die die Probleme aufzuarbeiten versucht. Viele Frauen aus ärmlichen Verhältnissen seien deprimiert, arbeitslos und hätten seelische Probleme. Sogar Hochschulabsolventinnen erhielten keinen Job. Südafrikanische Frauen seien jedoch widerstandsfähig und hoffnungsvoll. „Gott hat uns versprochen, dass nach jedem Sturm ein Regenbogen kommt und es am Ende des Tunnels Licht gibt“, lautet ihre Hoffnung.   

14.11.2023