Grußwort von Friedrich Brakemeier, Beauftragter des Lippischen Heimatbundes für den Orgelsommer.

„Die Toskana Lippes“

Lippischer Orgelsommer führte nach Langenholzhausen

Kalletal-Langenholzhausen. „Oft ist die Orgel nur Begleitinstrument im Gottesdienst, heute steht sie im Zentrum“ – mit diesem Statement begrüßten Annette Flörkemeier, Vorsitzende des Vereins „Dorfleben Langenholzhausen“ und Pfarrer Martin Benker rund 200 Gäste zur vorletzten Station des 16. Lippischen Orgelsommers in der evangelisch-reformierten Kirche in Langenholzhausen, die zu den schönsten und ältesten in Lippe zählt.

„Das Kalletal ist die Toskana Lippes“, lobte Friedrich Brakemeier, Beauftragter des Lippischen Heimatbundes für den Orgelsommer, im launigen Grußwort und dankte den Organisatoren und Helfern. Der Orgelsommer sei etwas für Körper, Geist und Seele und habe sich zu einem Erfolgskonzept entwickelt.

Beim „Dorfcafé“ auf der grünen Wiese konnten die Gäste beim reichhaltigen Kuchenbuffet ins Gespräch kommen, während Interessierte bei der Kirchenführung mit Pfarrer i.R. Gerhard Lange Einblicke in die Geschichte der Kirche bekamen. 

Die denkmalgeschützte romanisch-gotische Kirche wurde der heiligen Helena geweiht und 1245 erstmals urkundlich erwähnt. Den ältesten romanischen Teil, der später mit einem 22 Meter hohen Kirchturm gekrönt wurde, erbauten die Herren von Varenholz vor 1100. Im 14. Jahrhundert ergänzte Ritter Gottschalk von Callendorp einen hochgotischen Neubau. 1522 ließ Ritter Reineke de Wendt das Kirchdach erhöhen. Auch die Ausmalung der Wände, die 1972 bei Renovierungsarbeiten freigelegt wurde, geht auf seine Initiative zurück. Sandsteinepitaphe verewigen unter anderem die Familie de Wendt und Reineke.  

Die Orgel wurde 1752 von Christian Klausing erbaut und 1860 durch Christian Wilhelm Möhling um ein freies Pedal erweitert. Von 1953 bis 1955 erfolgte eine Erweiterung durch den Gustav Steinmann Orgelbau und 1970 eine Restaurierung. Die letzte Restaurierung fand 2018 durch die Orgelbaufirma Friedrich Kampherm aus Verl statt.

Für das Orgelkonzert konnte die versierte Kantorin der Stadtkirche Bad Salzuflen Yi-Wen Lai gewonnen werden, die ihre Ausbildung in Taiwan und Detmold erhielt.

Mit Werken von Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel, Johann Ludwig Krebs, William Boyce und Johann Gottfried Walther verzauberte sie das Publikum und zeigte ihre Meisterschaft an der Orgel. Bachs berühmte Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur BWV 564 machte den Auftakt. Lai beeindruckte mit ihrer technischen Brillanz und tiefen Musikalität. Die Toccata mit ihren kraftvollen Läufen und eindrucksvollen Akkorden wurde von ihr mit unglaublicher Präzision und Ausdruckskraft interpretiert. Das Adagio mit seiner erhabenen Melodie brachte große lyrische Ruhe in die Kirche, während die Fuge die architektonische Klarheit der Kompositionen in all ihrer Pracht offenbarte.

In immer neuen Klangfarben verlieh Lai der Choralbearbeitung „Werde munter, mein Gemüte“ von Pachelbel kontrastvolle Variationen. Das Praeludium von Krebs ließ die Orgel tanzen und das Voluntary I von Boyce brachte das Trompetenregister zur Geltung. Mit ihrer virtuosen und gleichzeitig feinfühligen Darbietung schenkte Yi-Wen Lai dem „Concerto del Signor Guiseppe Meck“ von Walther viel Glanz und brillierte mit dem Vivace der Bachschen Triosonate G-Dur BWV 530. Der Choral „In dir ist Freude“ BWV 615 aus dem Orgelbüchlein von Bach und das Gemeindelied „Auf, Seele, Gott zu loben“ (EG 690), bei dem alle Gäste mit einstimmten, ließen das Konzert ausklingen, für das Yi-Wen Lai viel Applaus erhielt.

Am Sonntag 18. August, 15 Uhr, endet der Orgelsommer in der katholischen Liebfrauenkirche in Bad Salzuflen mit Organist Gregor Schwarz mit Französischer Orgelmusik rund um Theodore Dubios unter dem Titel „Toccata & Co“.

14.08.2024