Südafrika im Fokus. Mit Ute Hiddemann, Sabine Hartmann, Dr. Boniface Mabanza Bambu, Dieter Bökemeier und Petra Schröder-Heidrich (von links).

Südafrika im Fokus

Dr. Boniface Mabanza Bambu sprach im Landeskirchenamt Detmold

Kreis Lippe/Detmold. Mit der Veranstaltung „Südafrika im Fokus“ hat die Lippische Landeskirche erneut den Blick auf das Land ihrer langjährigen Partnerkirche im südlichen Afrika gerichtet.

Rund 40 Gäste kamen im Landeskirchenamt zusammen, um sich über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Südafrika zu informieren. Referent war Dr. Boniface Mabanza Bambu, ausgewiesener Kenner der Region und Koordinator der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika. In der Demokratischen Republik Kongo geboren, studierte er Philosophie, Literaturwissenschaften und Theologie und promovierte in Münster.

Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen, begrüßte die Anwesenden und erinnerte an die 26-jährige Partnerschaft der Lippischen Landeskirche mit der Uniting Reformed Church in Southern Africa (URCSA). Bereits während der Apartheid habe die Lippische Landeskirche Menschen schwarzer Hautfarbe im Kampf gegen das rassistische Regime unterstützt. Heute werde die Verbindung durch Austauschprogramme, Gemeindepartnerschaften und gegenseitige Besuche lebendig gehalten.

Zum Auftakt berichteten Teilnehmende der Südafrika-Bildungsreise der Lippischen Landeskirche vom Oktober 2024 von ihren Eindrücken. Petra Schröder-Heidrich schilderte, dass der Gegensatz zwischen Arm und Reich in Südafrika allgegenwärtig sei. Besonders beeindruckt habe sie das Engagement vieler Kirchengemeinden, die – meist von Frauen getragen – soziale Arbeit leisten, wo der Staat versage. Ute Hiddemann ergänzte: „Die Spuren der Apartheid sind noch immer sichtbar. Im luxuriösen Einkaufszentrum kaufen überwiegend Menschen weißer Hautfarbe, während in den Slums vor allem Menschen mit dunkler Hautfarbe leben.“

Im anschließenden Vortrag beleuchtete Dr. Mabanza Bambu die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes. Südafrika sei zwar seit 31 Jahren eine Demokratie und verfüge über eine starke Wirtschaft, die Ungleichheit jedoch sei extrem. „Der Gini-Koeffizient, der Gradmesser sozialer Ungleichheit, ist der höchste der Welt“, so der Referent.

Trotz beachtlicher Fortschritte seit dem Ende der Apartheid blieben viele strukturelle Probleme bestehen: hohe Arbeitslosigkeit, ungleiche Bildungschancen, schwaches Wirtschaftswachstum und eine unzureichende Landreform. Nur fünf Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen seien bislang an schwarze Farmer umverteilt worden. „Die Apartheid war nicht nur ein System der Rassentrennung, sondern ein ökonomisches System zur Kontrolle von Ressourcen“, betonte Mabanza Bambu.

Auch auf internationale Zusammenhänge ging der Referent ein. Deutschland sei einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Südafrikas. Über 600 deutsche Unternehmen – darunter Daimler Benz, Bosch, Bayer und Rheinmetall – seien im Land aktiv. Zugleich erinnerte er daran, dass einige dieser Firmen während der Apartheid vom System profitiert hätten.

Trotz der bestehenden Probleme sehe er auch Hoffnung: „Die unabhängige Justiz bleibt eine tragende Säule der südafrikanischen Demokratie“, sagte Mabanza Bambu. Der Fall des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma, der wegen Amtsmissbrauchs und Korruption („State Capture“) zur Verantwortung gezogen wurde, zeige, dass die Rechtsstaatlichkeit funktioniere.

Im Anschluss an den Vortrag blieb Zeit für Gespräche und Rückfragen: Den Vorwurf vom „Umkehrrassismus“ wies der Referent zurück. Trumps Gerede vom „Weißen Genozid“ sei bloße Propaganda, die er nachweislich mit falschen Bildern aus dem Kongo zu belegen versuchte. Aufgrund der gesellschaftlichen Ungleichheit gebe es große Kriminalität. Die Opfer seien jedoch überwiegend Menschen dunkler Hautfarbe, weniger die mit heller Haut. Letztgenannte leben zumeist relativ sicher in geschützten Wohnbezirken.

Für den musikalischen Rahmen sorgte der „Together-in-Christ-Choir“ unter Leitung von Christian Akoa, der an diesem Abend verabschiedet wurde. Getränke stellte der Eine-Welt-Laden „Alavanyo“ bereit.

10.10.2025