
Lange, wechselvolle Geschichte
Lippischer Orgelsommer in Falkenhagen: Bach, Mendelssohn, Rheinberger, Guilmant
Die vom Lippischen Heimatbund und der Lippischen Landeskirche veranstaltete Reihe hat eine große Anziehungskraft: Auch wenn der Ort im lippischen Südosten für viele eine längere Anfahrt erfordert, war die Kirche fast voll. Pfarrer Dietmar Leweke und Friedrich Brakemeier (Beauftragter für den Orgelsommer) begrüßten die Gäste.
Das Kloster Falkenhagen hat eine lange, wechselvolle Geschichte. Blickt man auf die fast 800 Jahre zurück, gab es wohl mehr Tiefen als Höhen. Darüber berichtete Pfarrer Leweke den interessierten Gästen. Es begann 1247 mit einem Frauenkloster, dessen Nonnen unter schwierigen Bedingungen nach der Regel der Zisterzienser lebten. Sie kamen wohl nie so richtig auf die Füße, und als das Kloster 1407 zerstört wurde, war das Ende der zisterziensischen Phase gekommen. Es folgten die Wilhelmiten, ein asketischer Orden, doch die Lebensumstände waren so prekär, dass diese Mönche bei aller Entsagung schon nach fünf Jahren wieder aufgaben. Ab 1443 bauten die Kreuzherren das Kloster erneut auf. Den tatkräftigen Männern gelang es trotz Brand und Pest, ihre Gemeinschaft zu ungeahnter Blüte zu führen. Um 1500 lebten 81 Kreuzherrenbrüder im Kloster. 1509 bauten sie ein neues Dormitorium, ein stattliches Fachwerkhaus, das heute als evangelisches Pfarrhaus dient.
Nachdem Martin Luther 1517 die Reformation angestoßen hatte und die Grafschaft Lippe 1538 lutherisch geworden war, konnte sich auch das Kreuzherrenkloster nicht mehr halten und wurde schließlich aufgelöst, die Brüder zogen fort oder wurden evangelisch. Von einem Mönch ist überliefert, dass er fortan als Schankwirt tätig war. Während des 30-jährigen Krieges war das Kloster zeitweilig im Besitz der Jesuiten, evangelische Gottesdienste gab es damals nicht. Der Jesuit Friedrich Spee, berühmt als Kämpfer gegen den Hexenwahn und als Dichter, hielt sich in Falkenhagen auf. 1649 wurde die Kirchengemeinde evangelisch-reformiert. Seit 2021 ist sie mit Elbrinxen vereinigt.
Zum Orgelsommer gehören Kaffee, Kuchen und Kommunikation. Das gab es nach den historischen Fakten reichlich. Das abschließende Konzert bot viel meditative romantische Musik. Zunächst jedoch spielte Martin Kohlmann auf der Orgel von 1982 eine Bach’sche Fuge in strahlendem C-Dur. Dann sang die Mezzosopranistin Svenja Rissiek „Sei stille dem Herrn“ aus Mendelssohns „Elias“ und von Josef Gabriel Rheinberger einige der „Sechs religiösen Gesänge für tiefe Stimme und Orgel“, und zwar „Nachtgebet“, „Ave Maria“ und „Ich bin des Herrn“. Ebenfalls aus dieser Epoche erklangen zwei Sätze aus einer Sonate von Alexandre Guilmant – und im Kontrast dazu das moderne „Magnificat“ für Mezzosopran und Orgel von Zsolt Gárdonyi. Abschließend sang die Gemeinde „Wachet auf, ruft uns die Stimme“.
Die nächste Folge des Lippischen Orgelsommers ist am Sonntag, 10. August, ab 15 Uhr in der Evangelisch-reformierten Kirche Donop.
05.08.2025